Es gibt vier Vorgehensmodell-Familien, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften, Stärken und Schwächen haben. Anhand einiger Kriterien können Sie Ihre aktuelle Projekt-Situation bewerten und schauen, welche Vorgehensmodell-Familie für Sie der aktuell Beste ist.

Die erste Familie ist der plangetriebene (oder sequenzieller oder phasenorientierte) Ansatz. Zu diesem Ansatz gehört das häufig zitierte Wasserfall-Modell und das V-Modell.Im plangetriebenen Ansatz gibt es genau einen Durchlauf durch die einzelnen Phasen. Sie haben eine Lieferung mit einem Rollout am Ende des Projektes und nutzen diese Modellfamilie dann, wenn Sie stabile Anforderungen haben. Wenn Sie eine solche Situation haben und mit dem plangetriebenen Ansatz arbeiten, dann können Sie relativ sicher sein, dass Sie die Projekt-Ergebnisse mit geringen Kosten erzeugen können. Da liegt die große Stärke bei den Vorgehensmodellen des plangetriebenen Ansatzes.

Bei der nächsten Modellfamilie handelt es sich um den inkrementellen Ansatz. Der inkrementelle Ansatz liefert mehrere Projekt-Ergebnisse – nämlich pro Inkrement eins – aber jede Lieferung, die Sie einmal erzeugen und produktiv einsetzen, möchten Sie in den darauffolgenden Lieferungen nicht nochmal (zumindest mal geplant) ändern. Sie haben bei dieser Vorgehensmodell-Familien einen Durchlauf pro Inkrement und pro Inkrement liefern Sie einer Teillösung. Die Anforderungen können dynamische sein (Sie Sie können es sich leisten, dass während Sie das erste Inkrement erstellen, sich in den zukünftig geplanten Inkrementen Anforderungen ändern). Die Stärken haben diese Arten von Vorgehens-Modellen bei dem Thema Geschwindigkeit. Also nutzen Sie es, wenn Sie sehr schnell auf dem Markt sein möchten und Sie es sich nicht leisten können zu warten, bis das Software-Produkte beispielsweise in einer ganzen vollen Breite ausgearbeitet ist und sich das Marktfenster mittlerweile geschlossen hat, weil der Wettbewerb an Ihnen vorbeigezogen ist.

Die nächste Modellfamilie ist der Gegenpol zu dem inkrementellen Ansatz: der iterative Ansatz. Hier ist es eben genau umgekehrt: Sie haben tatsächlich genau eine Lieferung. Aber bei der Erstellung dieser einen Lieferung gehen Sie iterativ vor. Das heißt, dass Sie sehr viele Wiederholungen machen mit der Lösung, die Sie bauen. Das Spiralmodell nach Böhm ist der Klassiker in dieser Vorgehensmodell-Familie. Die Eigenschaft einer iterativen Vorgehensweise ist die, dass Sie ständige Wiederholungen durchführen, bis das Ergebnis so ist, wie der Kunde es sich wünscht. Ausliefern werden Sie genau wie beim plangetriebene genau einmal. Die Anforderungen können beliebig dynamisch sein. Ziel für den Einsatz dieser Vorgehensmodelle ist, die Richtigkeit der Lösung in den Vordergrund zu stellen. Das heißt durch diese ständigen Wiederholungen und durch dieses ständige Einholen von Feedback können Sie ein Produkt zu bauen, was aus Sicht des Kunden eben richtig ist und dafür sind iterative Vorgehensmodelle optimal.

Der agile Ansatz verbindet sowohl das inkrementelle als auch das iterative Vorgehen. Bei einer agilen Vorgehensweise haben Sie sehr häufige Auslieferungen von Projekt-Ergebnissen – von Software beispielsweise – die Sie im Gegensatz zu der rein inkrementellen Vorgehensweise aber in zukünftigen Auslieferungen immer wieder verfeinern können. Somit verheiratet die agile Vorgehensweise den rein inkrementellen und den reinen iterativen Ansatz. Die besondere Stärke von agilen Vorgehensweisen ist, den Wert für den Kunden zu maximieren. Das ist eben dadurch gegeben, dass Sie sehr früh dem Kunden Lösungen bereitstellen können (der inkrementelle Ansatz) und durch die vielen Wiederholungen, die Sie machen, die Ergebnisse häufig verfeinern, bis sie richtig und optimal sind für den Kunden. Und in Summe steht dann da eben der hohe Wert des Kunden.


Nun drängt sich die Frage auf: Wann nehme ich welches Vorgehensmodell? Dazu hilft die Stacey-Matrix, die ich in folgendem Video vorstelle:


Umfassender behandelt folgender eLearning-Kurs das Thema:

Agile Practitioner 1: Agile Denkweise, Methoden und Führung

In dem eLearning Kurs „Agile Practitioner 1: Agile Denkweise, Methoden und Führung“ lernen Sie alles über Projektlebenszyklen, plangetrieben, inkrementelle, iterative und agile Vorgehensweisen, die Stacey-Matrix, Bewertungsmodelle zur Eignung von Vorgehensmodellen, das agile Mindset, das agile Manifest, die 12 agilen Prinzipien, die Declaration of Interdependence, das agile magische Dreieck, Lean, Scrum, Extreme Programming (XP), Kanban, Feature Driven Development (FDD), Dynamic Systems Development Method (DSDM), Crystal und Servant Leadership.

IST DIE AGILE PROJEKTMETHODIK IMMER DIE RICHTIGE LÖSUNG?